Onlinelotto: Gerüchte um Rückzug von zwei privaten Lotto-Anbietern
Nach einem Bericht der Tageszeitung „Die Welt“ und einem der Redaktion vorliegenden „Brandbrief“, unterzeichnet von den zwölf staatlich lizenzierten Lotterievermittlern, stehen zwei private Onlinelotto-Anbieter offenbar vor dem Aus. Seit dem Jahr 2008 haben die Lottogesellschaften der Länder die Vermittlerprovisionen an die privaten Vermittler um bis zu 30 Prozent gekürzt. Diese Entwicklung wird wohl den ersten Onlinelotto-Anbietern zum Verhängnis.
In dem Brief wird weiter ein „völlig intransparentes Vergabeverfahren“ für private Lotto-Anbieter beklagt, das teilweise bis zu 9 Monaten dauern kann, während die meisten staatlichen Lottogesellschaften bereits im Juli 2012 mit Änderung des Glücksspielstaatsvertrags online starten durften. Eigentlich sollten die Privatanbieter von Onlinelotto spätestens nach drei Monaten eine Lizenz erhalten, sofern Sie alle Vorgaben erfüllen.
Weiterhin ungeklärt ist die Vormachtstellung der staatlichen Lotto-Einrichtungen: Denn Sie prüfen und vergeben die Lizenzen für die Privatanbieter, kontrollieren so also nach Auffassung der zwölf Lottovermittler die Konkurrenz und somit den Markt. Bis zur Änderung des Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2012 besaß zudem die Vereinigung der Lottogesellschaften der Länder (Deutscher Toto- und Lottobund) das alleinige Monopol auf das Glücksspiel.
Der Vorwurf: Staatliche Lottoanbieter kontrollieren privaten Markt
Seit dieser Zeit vergeben die Länder die Lizenzen und zahlen den Privaten für jeden vermittelten Spielschein eine Provision. Dabei geht um viel Geld: Der Gesamtumsatz des DLTB-Spielangebots lag 2013 bei über sieben Milliarden Euro, ein Großteil davon erlöste dabei Lotto 6aus49. Mit 30 Millionen Menschen, die regelmäßig an staatlichen Glücksspielen teilnehmen, ist der Lotto-Markt in Deutschland ein besonders attraktiver.
Aber auch mit Lizenz stehen die privaten Lottovermittler, bedingt durch die föderalen Strukturen der Lottogesellschaft, vor weiteren bürokratischen Hürden: Für die ebenfalls erforderliche Werbeerlaubnis ist beispielsweise das Land Nordrhein-Westfalen zuständig, sollen Online-Sportwetten angeboten werden, trägt Hessen wiederum die Aufsicht. Zu guter Letzt wechselt die Federführung innerhalb des DTLB alle drei Jahre – aktuell zuständig ist das Bundesland Saarland mit seiner Sporttoto GmbH.
Bleibt die Frage: Welcher der zwölf staatlich lizensierten privaten Lottovermittler hat solche finanzielle Sorgen, dass das Aus am deutschen Markt droht bzw. er über eine Verlagerung ins Ausland nachdenkt. Denn dort arbeiten die Firmen ohne Lizenzen und bieten das sogenannte „Zweitlotto“ an. Hier wird den Kunden zwar „echtes“ Lotto vorgegaukelt, aber in Wirklichkeit wird es bloß nachgeahmt (d.h. auf die Lottozahlen gewettet). Dort werden die Einsätze jedoch nicht weitergeleitet sondern verbleiben bei den Anbietern, es gibt keine Garantie zur Gewinnausschüttung und keine Vorschriften zur Suchtprävention.
Welche Lottoanbieter vor dem Rückzug stehen könnten
Wir von onlinelotto.eu glauben: Die großen Player bei den privaten Lottoanbietern sind von der beschriebenen Entwicklung (noch) nicht betroffen: Lotto24.de, Lottohelden und Lottobay – und auch der erst kürzlich gestartete Anbieter „Millionenchance.de“ dürfte aufgrund des geldgebenden Burda-Verlags im Hintergrund nicht dazu zählen. Aber der Markt ist in Wallung: Die Aktie der Lotto24 AG ist in den letzten Wochen allein um knapp 20 Prozent eingebrochen – ein Vorbote der aktuellen Entwicklung oder nur ein einmaliger Ausschlag aufgrund der kolportierten Gerüchte?
Und wie stehen dann erst die Chancen der weniger bekannten Namen am Markt, wie etwa einfachlotto.de, jumbolotto.de, lottowelt.de, cleverlotto.de oder einem früheren Platzhirschen wie sofalotto.de, um den es nach einer großen Werbekampagne im letzten Jahr sehr ruhig wurde? Bleibt bei so vielen Anbietern noch genug für alle zum Überleben?
Fazit
Im großen Haifischbecken des Internetlottos scheint sich eine Regulierung des Marktes anzudeuten. Wie es nun mal so ist, wenn zu viele etwas vom Kuchen abhaben wollen – mit dem Unterschied, dass eine staatliche Gesellschaft mit Lizenzen und Erlaubniserteilungen darüber entscheidet, wer überhaupt am Tisch sitzen darf. Eine etwas eigentümliche Konstellation, die eigentlich auf den Prüfstand gehört – den Rest regelt dann der Markt, wie in anderen Branchen auch.